OFFENER BRIEF an Marcella Hoffmann und Dr. Michael Schöllhorn


Betreff: Rentenanpassung 2020 und 2023, Ref: 27726168


Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit wende mich mit einem Anliegen an Sie, das viele Betriebsrentner der Airbus- Vorgängerfirmen, die jetzt in der Airbus Defence and Space GmbH zusammengefaßt sind, betrifft und das für andauernde Unruhe und Fragen sorgt.
Es geht um die ausbleibenden Anpassungen der betrieblichen Altersversorgungsbezüge seit 1. Juli 2020 und ebenfalls zum 1. Juli 2023 für viele Airbus-Betriebsrentner.
Die Airbus-Versorgungsempfänger haben im Juli 2023 und im August 2023 zwei von Ihnen unterzeichneten Schreiben erhalten, in denen die Anpassung der Betriebsrente “aus wirtschaftlichen Gründen…” verweigert wurde. In diesem Schreiben wurde auf eine angeblich unzureichende Eigenkapitalverzinsung und die drohende Gefahr einer Eigenkapitalauszehrung hingewiesen.
1.) Es wurde von Ihnen argumentiert, das die wirtschaftliche Lage des Unternehmens eine Anpassung nicht zulasse, da dies zu einer übermäßigen Belastung führen und die Wettbewerbsfähigkeit gefährden würde. Die Entscheidung basierte auf den Grundsätzen der HGB-Bilanzierung, die keine Eigenkapitalrendite von mehr als 4,5 % erwirtschaftet habe. Diese Begründung hat bei vielen Empfängern der Betriebsrente für große Verwirrung und Enttäuschung gesorgt. Es fehlt an Transparenz und nachvollziehbaren, unternehmensbezogenen Zahlen, die diese Entscheidung stützen könnten.
2.) Außerdem möchten wir gerne verstehen, was seinerzeit der Anlaß dafür war, die Betriebsrentner der Airbus-Vorgänger-Firmen, wie Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH, Heinkel, Dornier, und Vereinigte Flugtechnische Werke GmbH in die Airbus Defence and Space GmbH zusammenzufassen, ohne diese darüber zu informieren. Diese Entscheidung scheint Auswirkungen auf die Anpassung der Betriebsrenten gehabt zu haben. Eine Erklärung würde dazu beitragen, die aktuelle Lage besser zu verstehen.
3.) Des Weiteren gibt es Fragen bezüglich der unterschiedlichen Gruppen von Airbus-Betriebs-Rentnern: Es scheint, dass einige Rentner Anpassungen ihrer Renten im Zeitraum 2020 bis 2026 erhalten haben, während andere ohne Anpassung bleiben. Können Sie bitte die Gründe für diese Unterscheidung erläutern? Es ist wichtig für die Betroffenen, die Kriterien und Überlegungen zu kennen, die zu dieser Differenzierung geführt haben.
4.) Die genaue Anzahl der Betriebsrentner von Airbus in Deutschland ist öffentlich nicht verfügbar. Die Informationen über die Mitarbeiterzahlen von Airbus beziehen sich in der Regel auf aktive Beschäftigte und nicht auf Rentner oder Pensionäre. Teilen Sie uns bitte die aktuellen Zahlen, aufgeschlüsselt nach Herkunft der Airbus-Gründungsfirmen und deren unterschiedliche Behandlung bei der unterschiedlichen Gestaltung der betrieblichen Altersverversorgungs-Bezüge mit.
5.) Airbus ist mit 15.276 bis Ende Februar 2024 abgelieferten Verkehrsflugzeugen seit Mai 1974 nicht nur ein erfolgreicher Hersteller von Verkehrsflugzeugen: Im Jahr 2023 lieferte Airbus 735 Flugzeuge aus und verzeichnete 2.319 Bruttoaufträge (2.094 netto), darunter 1.835 Flugzeuge der A320-Familie und 300 der A350-Familie Airbus ist auch das größte Rüstungsunternehmen Europas, es ist unter anderem an der Herstellung der französischen Atomwaffen beteiligt, insbesondere an Produktion und Wartung von U-Bootgestützten Nuklearraketen für die französische Marine. Die Airbus-Tochtergesellschaft Airbus Defence and Space GmbH, deren Geschäftsführer Sie sind, ist der Hauptvertragsnehmer für die Herstellung der ballistischen Raketen des Typs M-51. Diese Raketen können von französischen UBooten abgefeuert werden und sind in der Lage, Atomsprengköpfe über große Entfernungen zu befördern.
Die Auftragslage der ADS GmbH stellt sich also besser dar, als von Ihnen in den beiden o.a. Briefen erläutert. Es sind unter anderem Verträge für 38 neue Eurofighter für die deutsche Luftwaffe unterzeichnet wurden. Diese Flugzeuge sollen mit AESA-Radar und zukunftssicherer Hard- und Software ausgestattet werden, um Luft- und Bodenziele effektiver bekämpfen zu können. Die Produktion dieser Flugzeuge ist bis 2030 gesichert, was die langfristige Planung und Stabilität des Programms unterstreicht. Ein weiterer bedeutender Auftrag betraf die Fertigung von Galileo-Satelliten, mit Umsätzen von mehr als 700 Millionen Euro.
6.) Airbus ist auch Gesellschafter des Joint Ventures MBDA-Systems, das nicht nur die Lenkflugkörper Taurus KEPD-350 Taurus entworfen hat und herstellt, sondern auch Verträge zur Erweiterung der Lebensdauer französischer ASMPA-Raketen bis 2035 hat und an der Entwicklung der nächsten Generation U-Boot-gestützter Raketen, der M51.3, beteiligt ist. Hierzu bitten wir um detailliertere Erklärung der jeweiligen Auftrags-Volumina. Nur so ist die von Ihnen behauptete wirtschaftlich schlechte Lage bis einschließlich 2026 nachvollziehbar.
7.) Das alles soll jetzt zu Lasten der Rentner gehen? Dabei kann es sich nur um einen
administrativen Irrtum handeln. Wer bitte trägt die Verantwortung für diese Entscheidungen?
Bitte beachten Sie: Es war unsere Generation, die in allen Bereichen von Airbus in den 1960er und 1970er Jahren maßgeblich dazu beigetragen hat, das Unternehmen von Grund auf aufzubauen und es zu dem zu gestalten, was das Airbus-Konsortium heute darstellt.
Die jetzige Behandlung dieses Personen-Kreises ist unangebracht, sie kann jedoch jederzeit
widerrufen werden.
Die von mir angeforderten Informationen sind entscheidend, um Transparenz zu schaffen und das Vertrauen der Airbus-Betriebsrentner in die Entscheidungen des Unternehmens wieder herstellen zu können
Wir hoffen auf eine offene Kommunikation und auf eine baldige Antwort bis zum 30. April 2024, die Licht in diese Angelegenheiten bringt.
Und die den Airbus-Betriebsrentnern die notwendige Klarheit verschafft.


Mit freundlichen Grüßen,
Arno A. Evers


Airbus-Betriebsrentner, aktiv für Airbus in der Hamburger Flugzeugbau GmbH, später
Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH von 1969 – 1992
https://www.hydrogenambassadors.com/aae/airbus.php

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